Li Yung - Gedanken zum "freien Willen" - notiert am 05.03.2017 von
Heinrich Keßler:
Gehirnprogramm und (oder) freier Wille.
Die Gedanken waren Inhalt eines Traumes in der Nacht vom
04.03. auf den 05.03.2017.
Leitfragen:
- Gibt es die "Freiheit des Denkens"?
- Gibt es einen "freien Willen?"
- Was geschieht bei der Intuition?
- Gibt es Spontaneität?
- Gibt es Impulse?
- Gibt es "Eingebungen"?
- Wer oder was "treibt" beim "Trieb"?
- Gibt es zwanghaftes Handeln (und Denken und Verhalten)?
- Gibt es einen "freien Willen"?
Nun, diese und verwandte Fragen sind von kompetenterer Seite
vielfach diskutiert worden. Angeregt davon sowie von der Frage, ob
es jemals eine "künstliche Intelligenz" geben könne, die den Namen
verdient, beschäftigen mich folgende Überlegungen:
Der "freie Wille" kann die energetischen Prozesse des Gehirns und
die damit verbundenen Stimulationen nicht verhindern oder in eine
bestimmte Art und Weise lenken. Erst wenn die Stimulationen erfolgt
sind, also etwas geschehen ist, was wahrgenommen werden kann, stellt
sich die Frage nach dem "freien Willen". Es geht dann um die
Entscheidung, dem Impuls "automatisch" oder unbewusst zu folgen oder
ihn zu bewerten, zu gewichten und erst dann freizugeben oder
umzulenken. Die Energie kann nicht beendet, sondern nur verwendet
werden.
Denken, Entscheiden, Handeln und Verhalten nach "freiem Willen"
scheint die Selbstberechtigung zu enthalten, bewusst gegen bekannte
Normen verstoßen zu können, zu dürfen, zu sollen oder zu müssen. Der
"freie Wille" scheint auch zu berechtigen, sich um eventuell
bestehende Normen nicht kümmern zu brauchen, sondern alles nach
eigenem Gusto machen zu können, dürfen, wollen oder gar zu müssen.
Bei allen Impulsen und Entscheidungen, welchen wir den
bestehenden Übereinkünften entsprechen, stellt sich die Frage nach
dem "freien Willen" gar nicht. Die Frage stellt sich bestenfalls
dann, wenn bewertet und gewichtet wird, was am ehesten den
bestehenden Übereinkünften entspricht und ob die Bereitschaft und
die Möglichkeit besteht, JETZT zu entsprechen oder eben nicht.
Ein "freier Wille" scheint Instanzen vorauszusetzen, die in der
Lage sind, die "automatischen" Impulse, Anregungen und Signale auf
mehrere Alternativen anwenden zu können (dürfen, müssen), die eine
Wahl sowohl ermöglichen als auch erfordern oder erzwingen. Die
Instanz des "freien Willens" würde ich wiederum als eine
Gehirnfunktion ("Sinn") ansehen. Das Ergebnis der Gehirnfunktion
"freier Wille" entspricht jedoch immer nur der Art und Weise, wie
das Gesamtgehirn funktioniert: Die Alternativen entstehen im Gehirn.
Ausgewählt und bevorzugt werden jene, die den bisherigen Mustern des
Gehirns und seiner Verwendung entsprechen. Entscheidungen nach dem
"freien Willen" sind deshalb für die entscheidende Person immer
richtig, rechtmäßig und gerechtfertigt und somit selbstgerecht. Zumindest im Moment der
Wirksamkeit des "freien Willens".
"Besseres Wissen" entsteht immer erst durch Erkenntnisse, die "zu
spät" kommen und beim "freien Willen" nicht berücksichtigt werden
konnten.
Fazit:
Es gibt eine Verantwortung für die Impulse und Reize des
(eigenen) Gehirns, welches es anregt, die Nervenbahnen, Synapsen,
Stränge, Verbindungen und Vernetzungen zu entwickeln, zu nutzen, zu
ersetzen, auszubauen, zu vernachlässigen oder gar zu zerstören. Die
Verantwortung kann wie folgt gestuft werden:
- Die Verantwortung der Eltern (leibliche Erzeuger) für ihr
eigenes Gehirn und damit die Botschaften, die über die Gene dem
Kind mitgeteilt werden.
- Die Verantwortung der Eltern (Personen, welche die
Elternschaft ausüben) für die Impulse, Reize und Anregungen für
das Kind, um sein Gehirn anzuregen, sich entsprechend den
Einwirkungen und Anregungen zu entwickeln.
- Die Verantwortung der Erziehungsberechtigten und
Erziehungsverpflichteten für die Impulse, Reize, Anregungen und
Modelle, die sie selbst bevorzugen, damit sie für das Kind zum Vorbild dienen, wie das
Gehirn bestimmte Reize, Impulse und Anregungen verbinden wird
(soll, kann, darf, muss).
- Die Verantwortung der Gleichalterigen, im Umgang miteinander
jene Impulse, Reize, Anregungen und Bilder sowie Vorbilder zu
entwickeln, die das "gemeinsame" Gehirn als Selbstverständnis,
Norm, Bevorzugung oder Ablehnung in seinen Vernetzungen in den
Personen und zwischen den Personen ausbildet, verstärkt und
nutzt.
- Die Verantwortung des Umfeldes für die Impulse, Reize,
Anregungen und Modelle für Normalität, Abweichungen, Passungen,
Verbote, Gebote, Erwartungen, Lob, Tadel und Bestrafungen.
- Die Verantwortung der Vorbilder (Personen, die gewollt oder
ungewollt dazu werden) für die Signale, Impulse, Anregungen und
Vorbilder von Lebensstrategien, Verhaltensmustern und
Bewältigungsstrategien, aus welchen Signale, Impulse, Reize und
Anregungen ausgehen, nachzueifern oder abzulehnen.
- Die Verantwortung eines jeden Individuums zur Reflektion des
eigenen Denkens, Entscheidens, Handelns und Verhaltens durch
Nachdenken, Selbstbeobachtung, Wahrnehmung der Bedürfnisse und
Ängste und Reaktionen auf Signale, Impulse und Anregungen.
- Die Verantwortung eines jeden Individuums für seine
Wahrnehmungen und Bewertungen, insbesondere für jene, die als
"selbstverständlich" gelten oder als "alternativlos", "richtig",
"falsch", "verboten" oder "erlaubt".
- Die Verantwortung eines jeden Individuums für seine
Bewertungen der Erfahrungen und Erlebnisse sowie für die Art und
Weise, die einmal gemachten Erfahrungen und Erlebnisse immer
wieder zu suchen oder zu vermeiden.
- Die Verantwortung eines jeden Individuums für seine
Schlussfolgerungen, Entschlüsse und Entscheidungen.
- Die Verantwortung eines jeden Individuums für seine
Überzeugungen und für die Auswahl, was es "für richtig" und "für
falsch" hält.
- Die Verantwortung eines jeden Individuums für den Zustand
(von sich selbst und seines Gehirns).
- Die Verantwortung eines jeden Individuums für den Gebrauch
des Gehirns.
- Die Verantwortung eines jeden Individuums für die Signale,
Impulse und Anregungen, die es bei anderen auslöst, z.B.
durch Wahrnehmungen und Beobachtungen von Reaktionen.
- Die Verantwortung eines jeden Individuums für die Signale,
Impulse und Anregungen, die es bewusst und absichtlich setzt und
hierfür den eigenen "freien Willen" als Berechtigung und
Rechtfertigung verwendet.
Vereinfacht: Der "freie Wille" lässt sich aus folgenden
Blickwinkeln betrachten:
- Ausstattung (Struktur, Gestalt, modern: "Hardware",
"Eignungen"),
- Vorprogrammierungen (Prägungen, modern: "Standards",
"Normen"),
- Vorlagen (Modelle, modern: "Templates", "Checklisten"),
- Zeitgeist (Trends, modern: "Marken", "Moden", "Stand der
Technik"),
- Umfeld (Umgebung, modern: "Anwendungen", "Apps",
"Einsatzgebiete"),
- Leitfiguren (Repräsentanten in der Öffentlichkeit, modern:
"Stars", "Medienstars", "Klickstars"),
- Selbstverständnis (Selbstwert, Selbstbewusstsein, Rollen,
Funktionen, modern: "Jobs", "Befindlichkeiten"),
- Stil, (Bedürfnisse, Gewohnheiten, Eigensinn, modern:
"Macken", "Ticks", "Routinen"),
- Muster (Verfestigungen, Bestätigungen, Gewohnheiten, modern: "Spleen", "Marotten",
"Software"),
- Erkenntnisse (Wahrnehmungen, Beobachtungen, modern:
"Kurzschlüsse", "Schalter", "Auslöser", "Enter-Eingaben"),
- Orientierungen (Einsatz, Ausrichtung, modern: "Freak", "Follower".
"Programmierungen"),
- Bewusstsein (Freigeist , modern: "wach", "high", "vollgedröhnt",
- Interesse (Übungen, Aufmerksamkeit, Vorlieben modern:
"Fabel". "Fitness", "Level", "Netzwerke"),
- Selbstdarstellung (Repräsentation, Bevorzugungen,
Ablehnungen, modern: "Ego", "Ausstrahlung", "Charisma".
"Output"),
- Absichten (Gelegenheiten, modern: "Chancen", "Motivation").
Was ich jetzt nicht mehr weiß, ist, ob ich den Text mit "freiem
Willen" und "aus freien Stücken" geschrieben habe oder "nur" einer
Stimulation meines Gehirnes gefolgt bin. Wissen Sie, was auf Sie
zutrifft, wenn Sie den Text bis hierher gelesen haben?
Nachtrag: Offen gebliebene Fragen:
War (Ist) mein Traum ein Akt des "freien Willens"? Auch oder
gerade deshalb, weil er JETZT und mit diesen Inhalten und
Ergebnissen geträumt wurde?
Oder ist (war) mein Traum "nur" eine "unbewusste" Gehirnfunktion?
Was hat (im Traum) die Wahrnehmungsschwelle überwunden und mich
aufwachen und "erinnern" lassen?
Wenn es mein "freier und ungezwungener Wille" ist (war), was
verwirklicht sich dann tatsächlich?
Wenn es nicht "mein freier und ungezwungener Wille" ist (war),
was kam dann durch mich "auf die Welt"? Wie geschah es? Was geschah
dann tatsächlich?